Halli-hallo,
heute wollen wir euch das Ochsenfurter Kino, das "Casablanca", vorstellen.
Bestimmt denkt ihr euch jetzt "Oh, wie öde. Was soll an einem Kino so besonders sein?"
Aber genau das werdet ihr hier erfahren; das "Casablanca" ist nämlich nicht wie viele andere Kinos.
Alles begann in den ersten Jahren nach dem Krieg, als ein Mann, der bereits zwei Kinos in der Umgebung besaß, -mit Unterstützung der Kinokonzession- 1946/47 damit begann ein Kino in Ochsenfurt zu bauen. Das "Capitol". Als es schließlich 1952/53 fertiggestellt wurde, waren die Menschen begeistert, da ein Kino, und noch dazu- mit fast 600 Plätzen- eines der größten der Region zu dieser Zeit, etwas Neues und Besonderes war.
Jedoch ging das große Kinosterben Ende der 70er Jahre, als langsam die Videokasette publik wurde, nicht spurlos am Ochsenfurter Kino vorbei. Die Nachfrage ging immer weiter zurück, sodass zunächst nur noch am Wochenende Filme gezeigt wurden und es schließlich geschlossen werden musste. Um trotz allem weiterhin Geld zu verdienen, wurde der Keller des Kinos übergangsweise in eine Discothek, eine Weinstube und ein Frittenbude verwandelt.
Glücklicherweise, kamen einige Jahre später die Kollegen Georg Dawo und Gert Dobner, die auf der Suche nach einem leerstehenden Kino waren und kauften das alte "Capitol". Da sowohl Technik als auch Kinosaal gut erhalten waren, dauerten die Renovierungsarbeiten nur ein halbes Jahr und so konnte im Herbst 1982 die Eröffnung des "Casablanca"'s gefeiert werden.
So, so viel zur Geschichte. Ich weiß, das klingt nicht gerade spannend oder besonders, aber deshalb geht es jetzt mit dem Konzept des Kino's und seiner Betreiber weiter; und das ist es, was das Kino von anderen "typischen" Kinos unterscheidet.
Das Kino verfügt über eine Leinwand und bietet Platz für etwa 190 Gäste. Auch wenn viele sich jetzt denken "Und das soll ein gescheites Kino sein?!", ist genau das Absicht:

Das"Casablanca" soll nämlich kein herkömmliches "Mainstream-Kino" sein. Vielmehr es soll ein anspruchsvolles Programmkino sein, das auch durch die kleine Kneipe im Foyer ein besonderes Ambiente versprüht. Der Kinosaal wurde extra so umgebaut, dass die Gäste anstatt auf engstem Raum, nun durch breitere Sessel und Gänge ein angenehmes Kinoerlebnis genießen können. Den Betreibern war es wichtig, einen Ort zu schaffen, an dem sich die Gäste wohlfühlen und der- durch die kleine Kneipe- auch zu gemeinsamen Gesprächen vor und/oder nach dem Film einlädt. Ein "Ort der Kommunikation". Denn genau davon lebe der Film.
Der Eingangsbereich und die kleine Kneipe im Foyer
Auch in der Auswahl des Programmes besteht eine Besonderheit. Während in den meisten Kinos die neuesten Blockbuster zu sehen sind, findet man hier neben einigen Neuerscheinungen, auch zeitpolitische,und Dokumentarfilme oder auch mal eine Stummfilmvertonung. Aber das "Casablanca" trumpft nicht nur mit einer weiten Bandbreite an Filmen; sein Programm reicht auch von Kabarett über Konzerte bis hin zu Lesungen. So ist nicht nur Abwechslung geboten, sondern auch für jedermann etwas dabei. Das alles unterstreicht das Konzept des Kinos: "Kino muss lebendig sein; mehr als nur Kino!" und erhält- durch seine Individualität- den kulturellen Anspruch aufrecht und geht gleichzeitig auf die Leute ein.
Außerdem lässt sich das Team des "Casablanca"'s immer wieder neue Aktionen einfallen, um den Gästen etwas Besonderes zu bieten. So findet zum Beispiel von Zeit zu Zeit sonntags etwas statt, das sich "Brot&Lichtspiele" heißt und bei dem zunächst in der Kneipe jeder Gast ein je nach Film themenbezogenes, liebevoll angerichtetes Frühstück am Platz serviert bekommt und danach zum gemeinsamen Filmschauen eingeladen wird (mit Voranmeldung). Bei anderen Veranstaltungen werden Regisseure und Politiker eingeladen und nach dem Filme gibt es Gesprächsrunden oder Podiumsdiskussionen. Wie das Konzept eben so schön sagt: "das Kino muss leben!"
Ach ja, übrigens hat das "Casablanca" Anfang September 2014 den zweiten Platz des Bundesfilmprogrammpreises aller Programmkinos in Deutschland belegt.
Also, worauf wartet ihr? Der nächste Regentag kommt bestimmt! :)
Das "Casablanca" von außen