Samstag, 3. Januar 2015

Künste aus Ochsenfurt

Ein Werk von der Malmaschine (kein Titel)


Einfach eine Tasse Tee genießen, währenddessen man einer Maschine zusieht, wie sie ein neues Kunstwerk zaubert.
So in etwa kann man es sich vorstellen, wie der Ochsenfurter Maler Hans Jürgen Freund es sich dachte, als er auf die Idee kam, seine so genannte Malmaschine zu bauen.
Wie der Name schon sagt, ist das eine Maschine, welche (abstrakte) Kunstwerke gestaltet.
Es ist dennoch viel komplexer als es sich anhört.
Hinter diesem kompliziert aussehenden Gerät steckt aber nicht nur richtig Arbeit, sondern auch eine kleine Geschichte. Wir haben den Künstler persönlich getroffen und ihm einige Fragen zu seiner faszinierenden Maschine gestellt.





1. Sie sind mittlerweile eine sehr bekannte Person in Ochsenfurt. Ist das auch ihr Geburtsort oder in welchen Städten haben sie bis jetzt gelebt?

Herr Freund: Nein. Ich bin in Würzburg geboren und dort auch aufgewachsen. Im Jahr '66 sind meine Frau und ich nach Nürnberg gezogen und dort haben wir bis '69 gewohnt. Lediglich meine Eltern haben in Ochsenfurt gelebt. Doch mit dem Tod meines Vaters sind wir zu meiner Mutter gezogen, um sie ein wenig zu unterstützen. Eigentlich hatten wir vor, dort nur ein, zwei Jahre zu bleiben, aber da mein Vater dort sein Atelier hatte, haben wir beschlossen von nun in Ochsenfurt zu wohnen.


2. Ihre Erfindung ist einzigartig und fasziniert viele Künstler, Wie sind sie auf die Idee gekommen eine solche Malmaschine zu erfinden?

Herr Freund: Auf diese Idee bin ich durch einen alten Elektromotor meines Großvaters gekommen, welchen ich zufällig entdeckt habe. Ich habe ihn gesehen und dachte mir, daraus kann man sicher etwas machen. Irgendetwas, was von alleine funktioniert, ist mit Sicherheit interessant und da ich Künstler bin, habe ich daraufhin nach einer Möglichkeit gesucht, andere Bilder zu malen und kam auf eine Malmaschine. Das wollte ich dann auch gleich in Angriff nehmen.
Und tatsächlich, dieser Einfall hat meine Bilderwelt verändert.


3. Wie lange hat es gedauert bis die Maschine fertig wurde?


Herr Freund: Es hat damit angefangen, dass ich 1982 mit diesem Elektromotor von 1900 und Teilen aus meinem damaligen Metallbaukasten einen ersten kleinen Versuch einer Malmaschine baute. Es hat mich 10 Versuche gekostet und war letzten Endes trotzdem nichts Besonderes, woraufhin ich es gelassen habe. 1993 geriet sie dann zufällig wieder in meine Hände und ich war gefangen, es so lange zu versuchen, bis es mich überzeugt.



Bodenmaschine (2x2m große Bilder)
4. Die Malmaschine ist ja mit vielen Schaltvorgängen ausgestattet, bei denen man leicht den Überblick verliert. Woher haben sie das Technische Wissen?

Herr Freund: Oh ja, den Überblick verliert man tatsächlich leicht. Vor allem wenn man als Elektroniklaie an solch ein Vorhaben heran geht. Ich hatte bis zum Zeitpunkt des Entschlusses, diese Maschine in Angriff zu nehmen, nicht viel mit Elektronik nichts am Hut, daher musste ich erst alles über dieses Fachgebiet lernen. Letzten Endes sind es etwa 400 DIN-A4 Seiten voll mit Schaltplänen und Überlegungen. Ich habe mir so zu sagen alles selbst beigebracht.

Diese Maschine ist so komplex und vielseitig, dass es nahezu unmöglich ist sie nachzubauen. Selbst das Arbeiten mit der Malmaschine ist kompliziert, sodass es eigentlich nur mir möglich ist, mit ihr Bilder zu gestalten. Ich habe über die Jahre immer wieder etwas Neues dazu gebaut, weshalb das Ganze auch etwas chaotisch aussieht, denn wenn mal etwas nicht so funktioniert hat, habe ich alles Mögliche versucht, den Fehler zu beheben.


5. Was wäre passiert, wenn die Malmaschine nicht funktioniert hätte?

Herr Freund: Ganz einfach, ich hätte so lange weiter gemacht, bis es geklappt hätte. Ich sage da nur; Learning by Doing.


Tischmaschine (DIN-A3 große Bilder)
6. Welche Funktionen hat die Malmaschine im Großen und Ganzen und wie wird sie überhaupt genau bedient?

Herr Freund: Sie wird nicht, wie man denken könnte, über Pc, sondern durch diese ganzen Schalter bedient. Pro Schalter passiert ein bestimmter Vorgang. Gerade Linien, aber auch Kreise sind möglich. Meistens muss man die ganze Zeit dabei sein und die Hebel bedienen, wenn das Gerät arbeitet, jedoch gibt es auch automatisierte Vorgänge, bei denen man zwar daneben bleiben sollte, aber nicht manuell in den Vorgang eingreift.
Es ist auch möglich bis zu 3 Farben zu verwenden, die jeweils oder auf einmal einsetzbar sind.


7. Man sagt ja „Ein Bild sagt mehr als tausend Worte“ was möchten sie denn mit ihren Werken ausdrücken, und mit welchen Themen setzen sie sich künstlerisch auseinander

Herr Freund: An sich haben meine Bilder kein „Thema“, es sind grob gesagt, einfach abstrakte Gemälde, die durch die verwendeten Farben, die Farbwirkung oder durch die Art, wie die Farben harmonieren, eine ganz spezielle und besondere Ausstrahlung habe, die für andere Menschen durchaus interessant sind.
Ein explizites Gebiet, welchem ich mich zuwende, sind Portraits in abstrahierter Form. Der Hintergrund wird teilweise mit Pinsel manuell gestaltet und die Gesichter werden punktiert auf die Leinwand mit der Malmaschine gemacht. Um das Bild zu erkennen muss man aber etwas weiter weg gehen, weil man auf die Nähe nur Punkte sieht.


8. Man weiß von Albert Einstein, dass er eine 5 in Mathe und Physik hatte als er noch Schüler war und er wurde trotzdem einer der bekanntesten Physiker. Was hatten sie denn für eine Note in der Schule im Kunstunterricht?


Herr Freund: Meine Kunstnote war meistens eine 1, nur manchmal wegen Faulheit oder Schlamperei, wie man eben so als Schüler ist, eine 2. Es gab natürlich welche, die mal besser waren als ich, weil sie viel ordentlicher und sorgfältiger gearbeitet haben und nicht so skizzenhaft wie ich.


9. War es schon immer ein Traum von ihnen in die Kunstbranche zu gehen oder hatten sie einmal etwas ganz anderes geplant?

Herr Freund: Sagen wir es mal so, es war selbstverständlich für mich Künstler zu werden, da mein Vater und mein Großvater Maler waren. Ich denke, durch das Auswachsen in dieser Atmosphäre, die mich interessiert, also die Kunst, hatte ich keine Möglichkeit etwas anderes zu machen und drüber bin ich auch froh.


10. Wie stehen kurz vor dem Abi und uns beschäftigen viele Zukunftsfragen. Was würden sie einem Jugendlichen raten, die vorhaben Künstler zu werden?


Herr Freund: Ein Problem dabei ist nur leider das Geldverdienen. Ich hatte um Glück die Unterstützung meiner Frau, denn sonst wäre ich  finanziell nicht durchgekommen. Das ist bei vielen Künstlern so, vielleicht gerade mal 3 oder 4 von 1000, werden 'berühmt' und baden dann in Geld.
Mal ist ein Jahr gut und mal wieder nicht.


11. Und zu Guter Letzt, Was ist ihre Lieblingsfarbe?


Herr Freund: Hmm, das ist schwer zu sagen, ich glaube aber die Farbe Blau, oder eher das Ultramarin-Blau ist meine Liebste, das ist für mich eine Assoziation zum Meer und zum Himmel. Blau und Grün sind sehr interessant.

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